Eine physikalische Definition der Legastenie und die Entdeckung der Vitusymetrie, die Geschwistereigenschaft der Legastenie
Ulrich König und Helge König
Zusammenfassung
Mit 6 Jahren beschrieb Helge seine Probleme beim Schreiben und Lesen so:
Er zeichnete seinen Namen bildlich und spiegelbildlich nebeneinander, darüber füllte er eine Blase mit Zeichen. Die Auswertung ergab: Alle Zeichen waren durch Symmetrietransformationen aus den Buchstaben seines Namens entstanden. Das ermöglichte eine neue, wichtige Definition der Legasthenie:
Legasthenie ist die Folge von unbewussten, zufälligen Symmetrietransformationen.
Wenn es unbewusste, zufällige Symmetrietransformationen gibt, dass muss es nach den Regeln der Physik, auch den Gegenpart geben, nämlich bewusste, geplante Symmetrietransformationen.
Auch diese Veranlagung schilderte Helge als Kind. Wir haben diese grossartige Fähigkeit Vitusymmetrie genannt.
Es erwies sich, dass Vitusymmetrie mindestens genauso so weit verbreitet ist wie die Legasthenie.
Legastheniker sind vor allem Männer. Vitusymmetriker sind vor allem Frauen.
Heute ist Helge kein Legastheniker und kein Vitusymmetriker mehr.
Vorbemerkung
Für eine erfolgreiche Bearbeitung eines wissenschaftlichen Problems ist es wichtig das Problem richtig zu erkennen und es richtig zu beschreiben. Falls eine Beschreibung / Definition erkennbar unzureichend ist, müssen neue Beschreibungen versucht werden.
Das gilt auch für die Legasthenie.
So wurde die Legasthenie im Jahr 1988 beschrieben – und das gilt fast unverändert bis heute:
- die Legasthenie ist eine ausgeprägte und schwerwiegende Störung beim Erlernen des Lesens oder
- die Legasthenie ist eine umschriebene Störung im Erlernen der Schriftsprache, die nicht durch eine allgemeine Beeinträchtigung der geistigen Entwicklungsbedingungen erklärt werden kann oder
- die Legasthenie ist ein Wahrnehmungsproblem, ein Kodierungsproblem, usw.
Mit solchen Beschreibungen ist ein zielführender Forschungsansatz ganz schwierig.
Schon 6 Wochen nach Beginn der Einschulung meines 1981 geborenen Sohnes Helge, habe ich seine Lehrerin gefragt, ob es sein könnte, dass er Legastheniker sei.
Antwort: Nein, er sei zu früh eingeschult worden.
Bescheid des Schulpsychologen – er sei für die ersten beiden Schuljahre nicht zuständig.
Eine spezielle schulische Förderung gab es nicht, qualifizierte externe Förderung auch noch nicht.
Aber Hilfe tat Not!
So beschloss ich – Chemiker mit jahrelanger Forschungserfahrung – mich selbst mit dem Thema Legasthenie zu befassen:
Das war u.a., Mitglied im Bundesverband Legasthenie werden, mit meiner Frau und anderen einen Arbeitskreises Legasthenie Mannheim-Heidelberg mitbegründen, Teilnahme an Tagungen, Hilfe bei der Ausbildung von Kindern (immer unentgeldlich), Gespräche mit betroffenen Eltern und Kindern führen, Vorträge halten, Interviews geben, privater Besuch einer Behörde der Landesregierung Rheinland-Pfalz wegen eines Legasthenie-Erlasses, Veranlassung eines Filmes über Helge und mich durch BASF-TV und
Veröffentlichungen anbieten, leider immer erfolglos!
Vor allem bedeutete es, meinem Sohn “zuhören”.
Nach Martin Luther (in seinem Sendbrief vom Dolmetschen, 1530):
“…man mus die mutter jhm hause, die kinder auff der gassen, den gemeinen man auff dem marckt fragen, und den selbigen auf das maul sehen, wie sie reden, und danach dometzschen…”
Helges Beschreibung seiner Probleme (Legasthenie)
Am 01.08.1988 schrieb mein Sohn Helge seinen Vornamen auf – Helge. Bildlich und spiegelbildlich. Nur das G war nicht spiegelbildlich. Das G (und die symmetrischen 6 und die 9) hatten wir vorher besonders intensiv geübt.
Helge war seinerzeit 6 Jahre alt (geb. am 01.09.1981)
H. tippte auf seinen Namen (bildlich und spiegelbildlich) und sagte
“Das ist mein Problem”.
Dann tippte er die Blase an und kommentierte
“So sieht es in meinem Kopf aus”.
“So sieht es in meinem Kopf aus”
“Das ist mein Problem”
Eine Untersuchung der Zeichen in der Blase ergab, dass sie offensichtlich durch visuelle Symmetrietransformationen aus den den Buchstaben des Namens Helge entstanden waren.
Die möglichen Symmetrie-Transformationen:
Gespiegeltes L, Drehung um die senkrechte Achse und Verdoppelung:
Drehung von “G = 6” und Ähnlichkeit:
Drehung von “G = 6” um die waagerechte Achse und Symmetriebruch:
Spiegelung des L und Verdoppelung, Drehung um die waagerechte Achse und Symmetriebruch:
Helges Problem, war offensichtlich eine Folge von unbewussten, zufälligen Symmetrietransformationen.
(Spiegelung, Drehung, Verdoppelung)
Das ist eine neue Definition der Legasthenie, die eine wichtige Folgerung erlaubt!
- Es muss, nach den Regeln der Physik, eine Veranlagung geben, die eine Ergänzung des unbewussten Denkens ist, eine Veranlagung, die auf bewussten, geplanten Symmetrietransformationen beruht.
- Eine Veranlagung, die mindestens so verbreitet sein muss wie die
- Legasthenie und als Gegenpart und Ergänzung der Legasthenie aufgefasst werden kann!
Auch dieses bewusste, symmetrische Denken erlebte H. und schilderte es.
Wir haben diese Fähigkeit Vitusymmetrie genannt.
Das war in den 1990er Jahren.
Schier unglaublich, dass der “Fachwelt” die Entdeckung der Vitusymmetrie bis heute nicht gelungen ist!
Denn sie erklärt auch, weshalb die genetische Herkunft der Legasthenie bisher nur zu 50 % gelungen ist. Man hat die Vitusymmtrie als Geschwistereigenschaft schlichtweg immer wieder übersehen.
Helge beschreibt seine erstaunlichen Fähigkeiten (Vitusymmetrie)
7 Jahre
Im Auto, in Mannheim, habe ich H. gefragt, ob er ein noch weit entferntes Verkehrsschild erkennen könne. Ich konnte es nicht. Seine Antwort. „Moment, das muss ich ranzoomen“. Dann hat er uns das Verkehrsschild beschrieben.
10 Jahre
H. war 10 Jahre alt als wir lernten, dass H. Farben bewusst vor seinem geistigen Auge vertauschen kann.
Wir hatten 5 Zahlenwürfel. Jeder hatte eine andere Farbe. Die Zahlen waren schwarze Punkte. Ich habe zwei Würfel so hingelegt, dass jeweils die 1 oben war. Der eine Würfel war weiss, der andere gelb. In etwa 1,5 m Entfernung war ein Schachbrett. Ich fragte H. “Kannst Du die Würfel vor Deinem geistigen Auge tauschen”. Seine Antwort: „ Ja. Ich habe die Einsen auf das Schachbrett gelegt und dort getauscht. H. hat sich vor dem Tausch die weisse 1 auf einer weissen Fläche vorgestellt, den gelben Würfel auf einer schwarzen (28.07.92).
Bei einem anderen Test habe ich H. aufgeklebte Farbquadrate vorgelegt. Es waren 5 Farben. Die Farbflächen waren jeweils 2 x 2 cm gross.
H. konnte die Farben von links in Stufen von links nach rechts mühelos, stufenweise wandern lassen und wieder zurück.
Er konnte sogar den Aufwand angeben, die er zum Tauschen von Farben brauchte.
Bei einem weiteren Versuch habe ich H. Farbpaare vorgelegt. Immer rot auf einer Seite, daneben entweder grün, blau, gelb und schwarz. Bei einer Versuchsreihe war rot immer links, bei der anderen war rot immer rechts.
H. hat den Aufwand zum Tauschen in Schulnoten von 1+ bis 6- ausgedrückt.
Aus etwa 10 Messungen wurde ein Mittelwert ermittelt.
Wir haben an drei verschiedenen Tagen gemessen. Einmal war rot immer links, am anderen Tag immer rechts.
Zum besseren Verständnis wurden die Mittelwerte der Schulnoten in Relativzahlen von 1 – 10 umgerechnet. Diese Relativzahlen, Farbtauschaufwand, genannt wurden über der Differenz der “Wellenlängen minus andere Farbe” graphisch dargestellt.
Farbtauschkurve
Die Kurve erinnert an Kurven, die man z.B. vom menschlichen Sinn Hören kennt. Auch beim Hören ist der gemessene Schall grösser als der empfundene.
11 Jahre
(10.09.1992)
H. kann die beiden M vor seinem geistigen Auge zu einem einzelnen M zusammenfügen.
M M → M
12 Jahre
(03.03.1994)
H. teilt mit, dass er ein Quadrat auf einem Papier beliebig vergrössern oder verkleinern könne oder deren Winkel verändern oder zu mehreren Quadraten machen könnte. Er könnte die Quadrate oder das Papier auch räumlich sehen. Weiterhin könne er das Papier oder das Quadrat auch anzünden, ohne dass es verbrennen würde. Was er mit den Quadraten machen könne, würde allein auf keine Diskette passen.
12 Jahre
(23.04.1994)
H. hat einen Aufsatz in der Schule geschrieben und anschliessend gesagt, er hätte mit einer Gehirnhälfte geschrieben und mit der anderen überlegt, wie es weiter gehen würde „Aber immer nur für kurze Zeit“.
13 Jahre
Ein anderes Mal hatte H. den Sprecher im Radio ganz leise eingestellt. Ich verstand nichts. Auf meine Frage, ob er denn den Sprecher verstehen könnte, antwortete er mir: „Natürlich, ich mache mir den Ton einfach lauter“.
13 Jahre
H. kann vor seinem geistigen Auge / Ohr alles das bewusst, was einem Legastheniker unbewusst geschieht. Zum Beispiel: Buchstaben verdoppeln, Buchstaben verkürzen, Buchstaben kippen, drehen vergrössern, verkleinern.
16 Jahre
H. konnte auch im Dunkeln hervorragend sehen. Anscheinend konnte er nach Bedarf eine Art Restlichtverstärker einschalten.
17 Jahre
(02.03.1998)
- H. kann ein Bild (Kirche) nicht mehr um 90° kippen.
- Er kann blau und rot nicht mehr vertauschen.
- Er kann ein Viereck ohne eingezeichnetes Kreuz und ein Viereck mit eingezeichnetem Kreuz nicht mehr vertauschen.
Helge ist kein Vitusymmetriker mehr!
Ich hoffe, dass er auch kein Legastheniker mehr ist!
Schnell wurde deutlich, dass mehr Frauen als Männer über diese vorher unbekannte Fähigkeit verfügen als Männer und dass sie besonders in Pflege- und Heilberufen anzutreffen sind.
Die Frauen habe ich meist an ihrer Kleidung erkannt. Sie bevorzugen blau und schwarz. Die Frage, ob die derzeitige Kleidungsfarbe ihre Lieblingsfarbe sei, war immer ein guter Anknüpfungspunkt für ein Gespräch. Manchmal habe ich gehört “endlich versteht mich einer”.
Ich gehe davon aus, dass ich im Laufe der Jahre mit mehr als 100 Personen Gespräche führen und Tests durchführen durfte. Die männlichen Vitusymmetriker, die ich gesprochen habe, waren meist Jugendliche.
Im Lauf der Zeit habe ich gelernt, dass ca 5-8 % aller Frauen Vitusymmetriker sind. Aber es gibt nur 2-3 % Legasthenikerinnen. Bei den Männern ist es umgekehrt. Beide Veranlagungen treten bei einer erwachsenen Person möglicherweise nicht gleichzeitig auf.
Anhang
Vitusymmetrische Fähigkeiten müssen für unsere frühen Vorfahren lebenswichtig gewesen sein.
Einige Fähigkeiten werden hier zusammengefasst. Die Feststellungen sind das Ergebnis der Befragung von etwa 600, meist weiblichen, Vitusymmetrikern.
Sehen vor dem geistigen Auge
- Einen kleinen Gegenstand vergrössern, ob nah oder fern (geht meist mit einem Auge besser).
- Ein unscharfes Bild scharf einstellen.
- Ein nahes Bild und ein fernes Bild gleichzeitig scharf sehen.
- Einen beobachteten Gegenstand in der Farbe verändern, zur besseren Kontrastbildung.
- Restlichtverstärkung bei Nacht.
- Einen grauen Gegenstand im Dunkeln farbig machen (geht meist mit einem Auge besser). Blau geht meist am leichtesten
Hören vor dem geistigen Ohr
- Zwei oder mehrere Gespräche / Geräusche gleichzeitig wahrnehmen und einordnen.
- Restton verstärken.
- Grosse Lautstärke abschwächen.
Es sind zwei Entdeckungen gelungen
- Eine neue Definition der Legasthenie und
- die Entdeckung der Vitusymmetrie, der Geschwistereigenschaft der Legasthenie !
- Legasthenie ist unbewusstes, zufälliges, symmetrisches Denken.
Beim Schreiben und Lesen. - Vitusymmetrie ist bewusstes, planbares / geplantes, symmetrisches Denken.
Vor dem geistigen Auge, auch beim Schreiben und Lesen.
Vitusymmetrie ist der Gegenpart zur Legasthenie.
Schlussbemerkung
Diese Arbeit ist eine Zusammenfassung. Weitergehende Informationen über “Legasthenie und Vituysymmetrie” sind bei den Autoren.
Literatur
- BASF TV, https://drive.google.com/file/d/0B8ID8CD-SdeDNF9tNnBhYmNKQzg/view?usp=sharing
Im Rhein-Neckar-Kabelfernsehen, 01.03.99 – 07.03.99, also eine Woche lang, sich jeden Tag wiederholend, ca. 4 min Laufzeit, über die Arbeiten der beiden Autoren über Legasthenie. Diigitalisierte DVD freigegen, am 07.03.16, durch Franziska Nitsche, Global Employee Communications – Channel Management. BASF SE, ZOA/CC – C100, 67056 Ludwigshafen am Rhein - Dennison, Paul u. Gail; Das Handbuch der EDU-Kinesthetik; Verl. f. Angewandte Kinesiologie, Freiburg, 1987
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- König, Ulrich u. König, Helge; Markierlesen, ein Verfahren zur Erleichterung des Lesenlernens, Patentanmeldung 31.01.1996, Offenlegung 07.08.1997, DE 196 03 381 A 1
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